REPORTAGEN i — January 2014, #14

REPORTAGEN

Reportagen - Weltgeschehen im Kleinformat

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14.1 200% Bio

Christian Perner ist das genaue Gegenteil davon, wie man sich einen Grossrinder-Bauer vorstellt. Er trägt keine karierten Hemden, sondern bunte, mit kritischen Slogans bedruckte T-Shirts. Flip-Flops statt Stiefeln, Dreadlocks statt Filzhut. Abends diskutiert er in Foren über Globalisierung, Menschenrechte, Umweltschutz, anstatt am Stammtisch zu hocken, und das Fliegende Spaghettimonster ist ihm lieber als der sonntägliche VON VEA KAISER

14.2 Massaker in Marikana

Der 16. August 2012, Tag des Massakers, war ein heisser Tag, so heiss, dass die Autos zweier Fernsehteams, die sich von Rustenburg aus eilig auf den Weg zu den Bergbauanlagen von Marikana gemacht hatten, mit VON CLAAS RELOTIUS

14.3 Der Grosse Zucchini

Der Grosse Zucchini war, wie so oft, zu früh da und begann, wie üblich, Forderungen zu stellen. Ihm war zu warm, also sollte die Heizung heruntergeschraubt werden. So geschah es. Er befand das Familienzimmer im Untergeschoss als geeignet für seine Zwecke, aber da gab es ein Problem mit dem anstossenden Zimmer. Dagegen musste etwas unternommen werden. Die Aufregung um das Nebenzimmer war typisch für ihn, ein Sinnbild für das aussergewöhnliche Leben und Wirken des Grossen Zucchini, Washingtons Kinder-Entertainer Nr. 1. VON GENE WEINGARTEN

14.4 Iranischer Catwalk

Kurz nachdem sich das Türschloss gedreht und meine Frau ihren Fuss in die Eingangshalle gesetzt hatte, klingelte das Telefon. «Ich gehe ran», verkündete sie. Aus der Art, wie die Begrüssung stattfand, und vor allem aus ihrer Tonart konnte ich erahnen, dass das Gegenüber zu unserem engeren Bekanntenkreis gehörte. Und gleich danach wurde klar, dass die Gesprächspartnerin Frau Almassi war, unsere Nachbarin aus dem oberen Stockwerk, denn meine Frau sagte: «Frau Almassi, regen Sie sich bitte nicht auf! VON AMIR HASSAN CHEHELTAN

14.5 Stuttgart tanzt eng

Ihre Wange kommt mir näher. Ich spüre ihre Wärme. Sie berührt mich. Da ist Scham in ihrem Blick, und sie klappt ihre Lider über die erwartungsvoll funkelnden Augen, legt ihren Kopf auf meine Schulter, hält sich an mir. Ich lasse meine Hände an ihren roten Haaren hinab den Rücken hinunterfahren. Eine Orgel jubelt in Zeitlupe. Ein paar Fetzen der Bach-Kantate 140 «Wachet auf, ruft uns die Stimme». Gespielt auf einer rauchigen Hammond, als wäre es Percy Sledge «When a Man Loves a Woman». Ist es aber nicht. Der Klang der offenen Becken sirrt wie ein Silberstreifen durch das Halbdunkel. VON HANNES KARKOWSKI

14.6 Apollo 11

Auch entschloss er sich, an diesem Morgen, zwei Stunden vor dem Start der Mondrakete, nicht noch einmal in einen Bus zu steigen – um Gottes willen nur kein Bus mehr heute – und hinüber zur anderen Seite des riesigen Montagegebäudes, des VAB, zu fahren, wo die VIPs, die Very Important Persons, die Honoratioren also, auf ihrer Tribüne sassen. Er weiss natürlich, dass sich dort eine recht stattliche Versammlung eingefunden hat – immerhin zweihundert Kongressabgeordnete, dazu Mr. Sargent Shriver, Mr. und Mrs. James E. Webb, William W. VON NORMAN MAILER

14.7 Das Objekt #14

Das Tessiner Dorf Bissone hatte bereits im 17. Jahrhundert eine enge Beziehung zu Geld. So erstaunt es wenig, dass ihr berühmtester Bürger, der in Rom wirkende Architekt Franceso Borromini, über 300 Jahre nach seinem Tod die Schweizer Hunderternote zierte. Urs Mannhart auf den Spuren einer Geldnote. VON URS MANNHART

14.8 Autor im Gespräch: Amir Hassan Cheheltan

Reportagen: Herr Cheheltan, Ihre Erzählung über eine junge Frau, die von der «Polizei für moralische Sicherheit» festgenommen wurde, liest sich für uns im Westen höchst verstörend. Die kafkaeske Situation, wegen eines Verbrechens festgehalten zu werden, von dem man nicht einmal weiss, was es genau ist, wirft alle unsere Vorstellungen von Rechtsstaat und Gerechtigkeit über den Haufen. Kann man von Iran, wo offenbar Korruption und Willkür an der Tagesordnung sind, überhaupt von einem Rechtsstaat sprechen? VON CLAUDE FANKHAUSER

14.9 Keine Geschichte #14

Die Hoffnung stirbt zuletzt. Aber sie stirbt. Im aktuellen Fall am 17. Oktober 2013 um 16.34. Meine letzte Aktion war ein Schreiben an die Schiffsagentur Amsco. Ich würde gerne eine Jacht chartern, mit Crew. Für einen Trip von den Malediven zum Chagos-Archipel, also in die Mitte des Indischen Ozeans. Drei Tage gab ich Amsco, um zu reagieren. Doch da kam nichts, nicht einmal eine Eingangsbestätigung. VON CHRISTIAN SCHMIDT

14.10 Reporter Andernorts #14

Name: Rosaria Capacchione Alter: 53 Zeitung: «Il Mattino» Land: Italien Pressefreiheit(*): Platz 57 von 179 Grösster Erfolg: VON RAFFAELA ANGSTMANN

14.11 Das Buch #14

Ray Bradbury: Die Mars-Chroniken: Roman in Erzählungen

Diogenes-Verlag 272 Seiten

ISBN: 978-3257208634 VON CLAUDE FANKHAUSER


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